Verheerende Waldbrände, Überschwemmungen, Tornados, Hitzewellen – das Klima beginnt zusehends verrückt zu spielen und nur die Vernunftresistentesten unter uns können heutzutage noch allen Ernstes die Klimakrise leugnen. Nach dem Europäischen Klimagesetz als integraler Bestandteil des "Grünen Deals" müssen die EU-Länder die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % senken, um letztlich das definierte Ziel zu erreichen, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen.
Natürlich ist dieses Thema auch in der Welt des Recruitings angekommen. Nicht nur weil es in aller Munde ist und zunehmend unser Leben bestimmt. Sondern auch, weil die Verantwortung für die Umwelt ein wichtiger Teil der imagebildenden Maßnahmen eines Unternehmens ist. Die wachsende Sensibilisierung der Gesellschaft für Umweltfragen macht es für Unternehmen notwendig, ihre Geschäftspraktiken mittels Corporate Social Responsibility-Maßnahmen anzupassen. Überall wird im Sinne einer wirksamen PR und eines effizienten Employer Brandings darauf geachtet, Nachhaltigkeit, Transparenz und Fairness in den strategischen Fokus zu stellen. Das Ergebnis heißt Green Recruiting und ist mittlerweile ein unaufhaltsamer Trend im Bereich der HR.
Das Ziel von Green Recruiting: den Energieverbrauch minimieren, den CO2-Fußabdruck reduzieren, das Eigenimage stärken – und gleichzeitig hochqualifizierte Kandidaten gewinnen, die ein starkes Interesse an Umweltthemen haben und sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Das Konzept beinhaltet demnach zwei Facetten: es ist ein strategisches Mittel zur Stärkung des Unternehmensimages ebenso wie ein effizientes Instrument der Personalbeschaffung. Da erfolgreiches Green Recruiting dazu beiträgt, das Unternehmen als verantwortungsbewussten Arbeitgeber zu positionieren, erhöht es die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt und stärkt das Vertrauen der Stakeholder. Es kann auch die Mitarbeiterbindung intensivieren, indem es die Identifikation mit gemeinsamen Werten festigt – in Zeiten eines volatilen Arbeitsmarkts eine Konstante, die allen mehr Sicherheit gibt.
Im Rekrutierungsprozess zieht sich Green Recruiting idealerweise wie ein grüner Faden durch sämtliche Abläufe, um diese möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Durch die Verwendung von digitalen Technologien beispielsweise, die dazu beitragen, den Papierverbrauch zu reduzieren. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und automatisierten Systemen kann den Verbrauch minimieren und die Effizienz der Prozesse verbessern. Das Bewerbungsgespräch vor Ort etwa hinterlässt durch lange Anfahrten einen merklichen CO2-Abdruck und der zeitliche bzw. finanzielle Organisationsaufwand frisst weitere Ressourcen. Videomeetings werden nun zum neuen Standard für das Erstgespräch.
Nachhaltigkeit wird besonders dadurch geschaffen, dass der Umweltschutz in den Büroalltag einfließt – in die Infrastruktur ebenso wie in den Verhaltenskodex. Ressourcen-schonende Möbel zum Beispiel, die fair produziert wurden. Oder Ökostrom-Tarife und energieschonende Smart-Office-Lösungen. Ebenso wie Verhaltensregeln in Bezug auf Strom und Wasser sowie Mülltrennung.
Was besonders Vertretern der Generation Z besonders wichtig ist, sind nachhaltige oder "grüne" Benefits statt hoher Gehälter. Zum Beispiel die freie Benutzung von Firmenfahrrädern, Jahreskarten für öffentliche Verkehrsmittel, aber auch Sportmöglichkeiten und ein Kantinenessen, dass auf gesunde Kost und faire Produkte setzt. Auch zunehmend beliebter werden grüne Firmenevents mit gemeinsamen Recycling- oder Upcycling-Aktionen. Das stärkt nicht nur den Teamspirit, sondern zahlt eben auch in die Bemühungen des Unternehmens ein, von seiner Belegschaft positiv und zeitgemäß wahrgenommen zu werden.
Trotz der vielen Vorteile, die Green Recruiting bietet, gibt es auch einige Herausforderungen, die Unternehmen bei der Umsetzung dieser Strategie zu bewältigen haben. Zum einen kann die Implementierung von umweltfreundlichen Praktiken in den Rekrutierungsprozessen anfänglich jede Menge Ressourcen in Form von Zeit, Geld und Know-how erfordern – eine klar definierte und maßgeschneiderte Green-Recruiting-Strategie wird hier zur unabdingbaren Voraussetzung für den Erfolg. Auch immer wieder im Brennpunkt: Greenwashing, das nach dem Prinzip "Mehr Schein als Sein" funktioniert. Unternehmen nutzen die Popularität und positive Konnotation des grünen Themas, um es sich auf ihre Fahnen zu schreiben, ohne aber die entsprechenden Kriterien zu erfüllen.
Auch Führungskräfte mit veralteten Wertvorstellungen können sich als massive Bremsklötze entpuppen. Besonders hier sind dann die Skills eines fähigen HR-Beraters und Recruiters gefragt, denn letztlich handelt es sich bei Green Recruiting definitiv nicht um einen flüchtigen Trend, sondern um einen gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsel, dessen Vorteile unübersehbar sind: Kostensenkung durch Wiederverwendung und Einsparung der Ressourcen, Motivations- und ergo Leistungssteigerung durch Transparenz und Fairness, wirkungsvolles Employer Branding im vielzitierten "War of Talents", mehr Chancen bei den Talenten der jungen Generationen und vor allem ein substantieller Beitrag zur Verbesserung unseres Planeten. Wir haben ja nur den einen.
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