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CORPORATE CULTURE

Roland Spitzegger



Durchforstet man die Trends in Bezug auf Leadership, Human Ressources oder Executive Search so wird man immer wieder auf den Begriff der Corporate Culture stoßen, Unternehmenskultur also. Klingt bedeutend, ist es auch – wenn man bedenkt wie vielschichtig diese Thematik ist und wie sehr sie den Erfolg einer Organisation bestimmen kann.

 

Nach herrschender Lehre ist die Unternehmenskultur neben Unternehmenskommunikation und -verhalten sowie Corporate Design das vierte Standbein einer Unternehmensidentität. Im Vordergrund stehen gemeinsame Werte, Überzeugungen, Einstellungen, Bräuche und gegebenenfalls Verhaltensweisen, die bestimmen, wie die einzelnen Personen innerhalb ihres Unternehmens miteinander und mit externen Stakeholdern wie Kunden, Lieferanten und der Gemeinschaft interagieren.

 

Diverse (Meta-)Studien haben gezeigt, dass Unternehmen mit einer positiven Unternehmenskultur eine um rund 70 % höhere Mitarbeiterbindung als Unternehmen mit einer dysfunktionalen oder negativen Unternehmenskultur verzeichnen. Eine schlechte Unternehmenskultur kann zu Personal- und Moralproblemen sowie zu einer chronischen Mitarbeiterunzufriedenheit führen, die sich wiederum negativ auf die Produktivität und letztlich das Geschäftsergebnis auswirkt. In einem postpandemischen Arbeitgebermarkt eine fatale Situation, da die Wettbewerbsfähigkeit dadurch noch weiter sinkt.

Die gute Nachricht ist, dass die Unternehmenskultur nicht statisch ist. Sie kann sich im Laufe der Zeit aufgrund verschiedener Faktoren entwickeln und verändern, darunter Führungswechsel, veränderte Marktbedingungen, Fusionen und Übernahmen sowie gezielte Bemühungen, die Kultur zu verbessern. Eine schlechte Unternehmenskultur bedeutet nicht, dass das Unternehmen dem Untergang geweiht ist. Vielmehr gibt es eine Reihe wirkungsvoller Strategien, um Veränderungen herbeizuführen.

 

Warum ist die Unternehmenskultur wichtig?

„Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, besteht darin, zu lieben, was man tut." Dieses Zitat von Apple-Gründer Steve Jobs unterstreicht deutlich den Zusammenhang zwischen Leidenschaft und Spitzenleistung am Arbeitsplatz. Wenn Menschen mit Leidenschaft bei der Sache sind, sind sie motivierter, kreativer und streben danach, qualitativ hochwertige Ergebnisse zu liefern.

 

Eine starke Unternehmenskultur ist eine Kultur, die ein positives Arbeitsumfeld fördert, Zusammenarbeit, Teamspirit, Innovationsgeist und somit das Wohlbefinden der Mitarbeiter unterstützt. Respekt und Vertrauen gehen dabei Hand in Hand. Die Leistung der Mitarbeiter sollte regelmäßig wertgeschätzt werden und aktiv durch entsprechende Feedback-Maßnahmen weiterentwickelt werden. Auch die Flexibilität am Arbeitsplatz spielt eine wichtige Rolle und kann das Gefühl der Selbst- bzw. Mitbestimmung verstärken – beispielsweise durch die Möglichkeit, Arbeitszeiten selbst zu bestimmen oder remote von zu Hause aus zu arbeiten. Damit kommt auch das Thema Eigenverantwortung ins Spiel.

Wenn jeder für seinen eigenen Beitrag verantwortlich ist, fördert dies ein gesundes Arbeitsumfeld, in dem sich die Menschen darauf verlassen können, dass die anderen ihre Versprechen einhalten. Dies wiederum führt zu erhöhter Effizienz, verbesserter Teamarbeit und einer größeren Wahrscheinlichkeit, Unternehmensziele zu erreichen.

 

Sicherheit ist ein weiterer Aspekt und ein erheblicher psychologischer Faktor, da dieses Bedürfnis ja in jedem von uns tief verwurzelt ist. Mitarbeiter sollten sich ermutigt fühlen, Risiken einzugehen und für das Einbringen neuer Ideen, die mit den Unternehmenszielen übereinstimmen, belohnt werden. Auch hier muss eine positive Kommunikationskultur, insbesondere konstruktives Feedback, gefördert werden – horizontal ebenso wie vertikal im jeweiligen Hierarchiegefüge. Die Pflege dieser sicheren Räume ermöglicht es Mitarbeitern, ihre Bedenken zu äußern und ihre Ideen frei zu teilen, während gleichzeitig positive Beziehungen gefördert werden. Und dies zahlt natürlich wieder in die Motivation ein.

 

Auch die klare Ausrichtung an den Unternehmenswerten ist maßgeblich für den Erfolg verantwortlich. Eine starke Unternehmenskultur hat klare Werte und eine klar definierte Mission, die den Zweck und die Richtung der Organisation bestimmt. Jeder einzelne Mitarbeiter muss wissen, warum er hier ist, warum er das tut, was er tut und was genau seine Rolle im System ist. Sinnstiftung lautet hier das Zauberwort. Alle zur Verfügung stehenden Kanäle der internen Unternehmenskommunikation sollten dafür regelmäßig genutzt werden.

 

Wie Führungskräfte die Kultur beeinflussen

Tatsache ist: Die Unternehmenskultur entwickelt sich, ob die Führung dabei mitwirkt oder nicht. Es mag zwar eine gute Idee sein, die Kultur "organisch" entstehen zu lassen, aber das ist es nicht. Theoretisch ist es möglich, dass eine große Gruppe von Menschen, die gut zusammenarbeiten, eine positive und blühende Unternehmenskultur schafft. Aber es braucht nur ein oder zwei Personen, um eine unkontrollierte Kultur in eine „Herr der Fliegen“-Situation zu verwandeln.

 

Eine starke, positive Unternehmenskultur entwickelt sich auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Führung. Wirft man eine Handvoll Samen in ein sonniges Stück Erde, erhält man ein paar struppige Körner, aber diese laufen Gefahr, von Unkraut erstickt oder vom Regen weggespült zu werden. Eine Unternehmenskultur muss geplant, initiiert und mittels teils harter Arbeit gepflegt werden.

 

Dass Führungskräfte in diesem Sinne gute Gärtner sein müssen, liegt auf der Hand. Diese Erkenntnis allein ist aber nur die halbe Miete. Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben, kommt es auf die optimale Umsetzung an – durch die richtige Person an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt. Viele Variable also. Und wir wissen ja: wo viele Variable im Spiel sind, fällt die Kontrolle schwer. Um es nicht zu kompliziert werden zu lassen, ein paar Anhaltspunkte: Grundsätzlich haben Führungskräfte dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter die Mission, Vision und den Zweck ihres Unternehmens verstehen und wissen, wie ihre individuellen Rollen zum Erfolg ihres Unternehmens beitragen. Darüber hinaus fungieren Führungskräfte in schwierigen Zeiten als Leuchttürme. Wie Manager in heiklen Situationen reagieren, hat nachgewiesen großen Einfluss auf die Verhaltensweisen des Teams – Stichwort Vorbildwirkung. Weitere Schlüsselfaktoren sind:

 

Authentizität

Führungskräfte müssen ihren Worten Taten folgen lassen. Und noch viel wichtiger: die Taten müssen mit den Worten übereinstimmen. Nichts ist verwirrender als wenn zwischen Worten und Taten eine Inkongruenz entsteht – in dieser Kluft gedeihen dann große Fragezeichen, Verunsicherung, Missdeutungen und Misstrauen. Um authentisch zu sein, sollten Führungskräfte sich kontinuierlich selbst reflektieren und Feedback von ihren Teams einholen, um sicherzustellen, dass sie den Herausforderungen gerecht werden. 

 

Fairness 

Um eine Kultur engagierter Mitarbeiter zu fördern, muss jegliche Form der Bevorzugung vermieden werden. Oft ein schwieriges Unterfangen, schließlich sind Führungskräfte ja auch nur Menschen die den einen sympathischer finden als den anderen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Führungskraft sich dessen bewusst ist und toxische Strategien entwickelt, um manipulieren zu können. Kommt übrigens häufiger vor als man denkt, dass Mitarbeiter im Sinne eines pervertierten Leistungsoptimierungsstreben gegeneinander ausgespielt werden.  Deshalb: Bevorzugung vermeiden, ebenso wie die Bildung exklusiver Cliquen innerhalb eines Teams.

 

Weiterbildung

Lernen ist für Mitarbeiter unabdingbar, um neue Fähigkeiten zu entwickeln und in ihrer Arbeit Erfüllung zu finden. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten, legen mit einem Team engagierter Mitarbeiter den Grundstein für langfristigen Erfolg. Lernen ist ein besonders wichtiges Element einer nachhaltigen Unternehmenskultur, da es sich positiv auf Strategie, Innovation, Mitarbeiterengagement, Mitarbeiterbindung und viele andere Elemente einer Organisation auswirkt. Auch Coaching und Mentoring kann man diesem Bereich zuordnen.


Zugänglichkeit

Wenn Mitarbeiter ihre Vorgesetzten als verlässliche Quelle für Unterstützung oder Anleitung wahrnehmen, werden sie eher mit innovativen Ideen zu ihnen kommen. Zugänglichkeit stärkt das Vertrauen des Teams. Es besteht in einem gesunden Arbeitsklima die Gewissheit, dass Gedanken, Sorgen oder Probleme ernst genommen werden, was sich wiederum auf die Arbeitszufriedenheit auswirken kann.

 

Gute Führung beginnt mit einer einfachen Frage: "Wie habe ich es Ihnen/dir schwerer gemacht?" Eine Frage, die auf den ersten Blick verblüfft, denn man würde sie eher positiv gestellt erwarten. In Wahrheit aber schafft sie gerade deshalb Raum für Antworten, die zuvor ignoriert oder unterdrückt wurden. Eine Chance also, nicht um den heißen Brei herumzureden, sondern direkt an den Kern der Probleme zu gelangen. Und damit eine wichtige Grundlage, um selbstreflektiert, ehrlich und konsequent allfällige Veränderungen einzuleiten.




 


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Die auf dieser Website gewählte generisch-männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche, diverse und andere Personen.

 
 
 

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