2022 war hart. Der russisch-ukrainische Krieg vor unserer Haustür und die u.a. daraus resultierende Energie- und Wirtschaftskrise lassen für das kommende Jahr eine saftige Rezession erwarten. Zudem verschärft sich die Lage am Arbeitsmarkt weil der Fachkräftemangel und der Paradigmenwechsel durch die Generation Y und Z noch virulenter werden. Was uns 2023 in der Branche noch beschäftigen wird, knüpft einerseits an laufende Trends an und zeigt sich andererseits durch ganz neue Phänomene.
Anhaltende Trends
Ein Trend, der sich nun schon die letzten Jahre durchsetzt und sicher auch weiterhin dominant sein wird: Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion. Ebenso wie Remote Work bzw. Remote Hiring. Studien zeigen, dass z.B. in den USA 25% aller hoch bezahlten Stellen Ende 2022 remote besetzt sind. Wenn man bedenkt, dass der Wert vor der Pandemie bei 9% und 2021 bei 15% lag, kann man sich ausmalen, welche Dynamik hinter dieser Entwicklung steht – Tendenz sehr stark steigend! Nach wie vor am Radar scheint auch „retention first“ auf: es soll gar nicht zwingend rekrutiert, sondern mit attraktiven Arbeitsbedingungen in Mitarbeiterzufriedenheit investiert werden. Was sind nun die absehbaren Entwicklungen für das neue Jahr?
Reduktion aufs Wesentliche
Die drohende Rezession, der sich die wenigsten Branchen und Unternehmen entziehen können, wird ihre Spuren hinterlassen. Die meisten Betriebe werden über Einsparpotenziale nachdenken und Kosten reduzieren müssen. Das betrifft auch ausgeschriebene oder auszuschreibende Stellen. Wo vorher möglicherweise zwei Kandidaten eingestellt worden wären, ist es 2023 nur einer. Heißt im Umkehrschluss für uns Headhunter: Recruiting muss noch besser funktionieren, denn Fehlbesetzungen reißen immer größere Löcher in die Finanzplanung. Effizienz über alles lautet also die Devise, die übrigens ein nachweisbares Brand Asset von Spitzegger Consultants ist. Schlanke Strukturen, hohe Expertise, Stringenz im Denken und Tun ist dabei die Erfolgsformel. Aus Sicht der Bewerber hat der Trend zur Reduktion nur Gutes. Besonders für jene, die über sogenannte „Power-Skills“ wie Kreativität, Innovations- und Anpassungsfähigkeit sowie Kommunikationstalent verfügen. Denn mit diesen stark qualifizierten Allroundern schmerzt es Unternehmen weniger, zwei ähnliche Stellen zusammenzuführen und nur eine Person einzustellen, die beide Bereiche fachlich abdeckt.
Über den Tellerrand
Durch den stetig steigenden Fachkräftemangel werden Personalverantwortliche auch 2023 weiter gefordert sein, abseits ihres üblichen Umfelds rekrutieren zu müssen. Geografisch gesehen sollte das nicht allzu schwer fallen, denn internationale Fachkräfte scharren ohnehin immer mehr in den Startlöchern, um in wachstumsstarken Branchen in einem anderen Land Erfahrung zu sammeln. Weiter denken ist aber auch im Bezug auf das Einstellungsalter gefragt. Was mit europäischen Gleichstellungsgesetzen zu erzwingen versucht wurde ist längst auch zur Notwendigkeit für suchende Unternehmen geworden. Denn warum auch nicht auf ältere Mitarbeiter setzen? Sie überzeugen meist mit Zuverlässigkeit und besonderer Loyalität, bringen wertvolles Know-how ein und wer zusätzlich durch Weiterbildungen am neusten Stand der Anforderungen steht, kann für ein Unternehmen sogar wertvoller sein, als ein Vertreter der jüngeren Generation. Für Jobsuchende hat das ebenfalls Vorteile. Die örtliche Verfügbarkeit wird weniger wichtig, auch Quereinsteiger sind oft willkommen. Warum nicht nach einem Remote Job in den USA oder Irland Ausschau halten? Andere Länder, gleiche Probleme: Der Fachkräftemangel ist keine exklusive Herausforderung in der D-A-CH-Region.
Wenn Tiktok immer stärker anklopft
Die Social Media werden immer wichtiger, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Der Grund leuchtet ein, denn der Übergang von Babyboomern zu Gen Y und Z-Arbeitskräften ist ein ganz natürlicher und unaufhaltbarer Vorgang. Und das heißt: Tiktok, Instagram, Linkedin, Xing und Co. sind nun mal attraktiver als Großflächenplakate und Zeitungsinserate. Auch in den Chefetagen, wo graumeliert zusehends durch kunterbunt ersetzt wird.
In diesem Zusammenhang wird übrigens Corporate Influencing 2023 spürbar an Fahrt aufnehmen, eine spezielle Facette des Corporate Brandings. Mitarbeitende, Führungskräfte und die Geschäftsleitung treten abseits der offiziellen Unternehmenskanäle auf Social Media auf, wodurch interessierte Kandidaten einen besseren Eindruck des Unternehmensalltags bekommen.
Think noch grüner
Nicht zuletzt die zunehmenden Proteste von Klimaaktivisten zeigen, dass Menschen sich Gedanken über Nachhaltigkeit, die Umwelt und ihren persönlichen Beitrag dazu machen. Unternehmen rücken dabei schnell in den Fokus der Kritik. Sie werden sich daher 2023 noch stärker für grüne Anliegen einsetzen müssen. Mehr noch: es gilt, diese Anliegen und den entsprechenden Mindset dahinter in der Corporate Identity stärker oder erst überhaupt zu verankern. Das dies in Resonanz mit dem Recruiting geht, ist klar: analog zu „Green Marketing“ ist demnach „Green Recruiting“ angesagt. Das ist weit mehr als sich nachhaltig zu positionieren und Energie zu sparen. Es geht um grüne Incentives – wie die Möglichkeit eines Betriebsrads oder Übernahme von Fahrtkosten bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Was kommt noch 2023? Wer weiß das schon so genau? Wer hätte beispielsweise Anfang 2022 gedacht, dass nur kurze Zeit später der größte Krieg seit Jahrzehnten in Europa toben würde? Oder dass Gasvorschreibungen in privaten Haushalten bis zu 300% steigen würden? Die Zeiten sind volatiler geworden, Ereignisse können sich noch unerwarteter und schneller überstürzen, als es früher der Fall war. Die Implikationen auf den Arbeitsmarkt sind gewaltig, und dementsprechend auch auf die Recruitingszene. Zieht euch warm an, es ist Winter – auch wenns draußen 15° hat.
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